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Bei R. Wagners Stück "Die Walküre" findet man auch noch einige Hinweise zu Wotan.

"Der zweite Aufzug versetzt uns in göttliche Sphären, wo sich Wotan mit Brünnhilde berät. Wotans Plan, den er am Ende des Rheingolds gefasst hatte, war inzwischen weiter umgesetzt worden. Helden, die im Kampf gefallen sind, werden von den neun Walküren, Wotans Töchtern, auf die von den Riesen errichtete Burg Walhall gebracht, um Wotan zur Seite zu stehen, falls Alberich jemals einen Angriff auf die Herrschaft der Götter unternehmen sollte. Doch Wotan will auch verhindern, dass Alberich wieder in den Besitz des Ringes gelangte (dann wäre Walhall verloren). Er selbst darf aber gegen Fafner, der Goldschatz und Ring nun hütet, nicht antreten (mit dem ich vertrug, den darf ich nicht treffen); so wünscht er sich einen unabhängigen Helden, der den Ring für ihn zurückgewinnen könnte. In dieser Rolle sieht er Siegmund." (siehe Wikipedia)

sieh auch mal hier: http://www.archive.org/stream/diegtterweltder01manngoog/diegtterweltder01manngoog_djvu.txt

Sieh auch einmal hier: http://www.mittgard.de/archiv/index_02.html

Walhalla - Mythologie der alten Deutschen
von A. Winter, Langensalza 1866

Zu der Zeit, als an den Ufern des Jordans das Licht zu dämmern begann, welches bald den ganzen Erdkreis erleuchten sollte, deckte die Länder, in denen später das Christenthum seine schönsten Blüten entfaltete, noch die trübe Nacht des Heidenthums. Wir denken an die Länder des nordwestlichen Europas, damals von kräftigen, naturwüchsigen, biedern Volksstämmen bewohnt, die, so verschiedene Namen sie auch führten, doch durch Sitten, Religion und Charakter zu einem großen Brudervolke vereinigt waren. Rom, dem schon frühe geweissagt war, es werde 600 Jahre steigen und 600 Jahre sinken, hatte bereits seinen Glanz überschritten. Die Schwäche seiner Kaiser und die zunehmende Sittenlosigkeit und Verweichlichung seines Volks führte das große Reich allmählich seinem Untergange entgegen.

Durch Feste, die mancherlei Zügellosigkeiten und Ausschweifungen mit sich brachten, - man erinnere sich nur der Saturnalien und Bachanalien, - verehre das römische Volk seine Götter; wo hingegen bei den Griechen an die Stelle des alten kindlichen Götterglaubens, dem das ganze Volk sich ergeben hatte, philosophische Secten getreten waren, von denen eine Unglauben und Sinnesgenuß, eine andere Verachtung aller irdischen Freuden und Schmerzen predigte. Leider ist uns von der Geschichte und Mythologie der nordischen Völker nur das bekannt, was die Römer, die mehrfach mit ihnen in Berührung kamen, aufgezeichnet haben, oder was aus der dunklen Schrift eines Runensteines entziffert worden ist, oder was uns in den wenigen Volksliedern aus der vorchristlichen Zeit aufbewahrt wurde. Die Schreibkunst war ein ausschließliches Besitzthum der Priester. Man schrieb vermittelst gradliniger Buchstaben, Runen, auf Steine, Baumrinde und Thierfelle. Doch haben auch die Priester wenig geschrieben, da sie die Lehre der Religion, in kurze Sprüche gefaßt, mehr dem Gedächtnisse ihrer Zöglinge einzuprägen suchten. Die Schlacht- und Heldengesänge, von den Karl der Große eine Sammlung veranstaltete, wurden später durch die christlichen Priester theils vernichtet, theils gänzlich umgestaltet, damit jede Erinnerung an die frühere Zeit bei den kommenden Geschlechtern getilgt werde. Tacitus erzählt, daß die Germanen in damals schon alten Liedern ihren Gott Tuisko gepriesen und die Thaten Armins, des Retters der deutschen Freiheit, besungen hätten. - Genauere Nachrichten als von den heidnischen Bewohnern Deutschlands nach seinen jetzigen Grenzen hat man von ihren Brüdern, den Skandinaviern. Ihre Götter- und Heldengesänge sind uns in zwei Büchern, der ältern und der jüngern Edda, erhalten, von denen das erste 1643 von dem Bischof Brynjulf-Svendsen in dem äußersten Winkel des Nordens, auf der Insel Island, wieder aufgefunden, das zweite schon im 13ten Jahrhundert zusammengetragen wurde. Da jene Völker auch zu dem Stamme der Germanen gehörten, so ist ihre Religion der Hauptsache nach übereinstimmend mit der unserer Vorfahren. Wie die Mythen der Griechen und anderer Völker, so gingen auch die Deutschen theils aus der Naturanschauung hervor, theils aus historischen Überlieferungen, theils aus der dunklen Ahnung von dem Werden aller Dinge und ihrem Ende, von den überall waltenden unsichtbaren Kräften, von einem Dasein nach dem Tode u.s.w.

"Leben und Fruchtbarkeit, Tod und Verödung, Licht und Finsterniß sind die großen Gegensätze, welche die Empfindung bewegen und in dem Glauben an den Quell, aus dem sie sich fließen, mächtig bestimmen. Leben, Segen und Fruchtbarkeit glaubt der Mensch in der Macht der unsichtbaren Gottheit, fleht darum und sucht sich die Gnade derselben zu erwerben. Tod, Unsegen und herbe Geschicke schreibt er der feindlich gesinnten Gottheit zu, und fleht um ihr Erbarmen, und bestrebt sich, durch wirksam geglaubte Mittel die feindliche Gesinnung zu beschwichtigen." (K. Schwenk)
"Elementen, Naturerscheinungen und Gestirnen lege ich grossen Einfluss auf mythologische Vorstellung bei, lange keinen solchen, das alle und jede aus ihrer grundlage abgeleitet werden dürften, da ausser den physischen auch noch sittliche und andere menschliche motive obwalten und erst in der durchdringung aller zusammen die götter des heidenthums entsprungen scheinen." (J. Grimm). Freilich finden wir in den Mythen manche Mehrdeutigkeiten und Widersprüche, doch herrschen fast bei allen Mythologien dieselben Grundgedanken, in allen treibt die Phantasie ihr kühnes Spiel.

Die Götter der alten Deutschen werden auch Asen (sing. As = Held) genannt, welches Wort später zu der Behauptung Anlaß gab, dieselben seien von Asien herüber gekommen und Troja ihre Wohnung gewesen. Der nordische Olymp, der Wohnsitz der Asen, ist Asgardr (Asgard), in der Unterwelt gelegen, aus der täglich der Sonnengott Odin emporsteigt und westlich wieder hinabsinkt. Auf einem weiten Platze, Gladsheim, sind zwölf Stühle aufgerichtet, über welchen der Sitz Odins, der dreizehnte Stuhl, hervorragt. Gladsheim (Freudenheim) mit der goldglänzenden Walhalla (Valhöll) ist der Ort, wo jener Gott täglich die Hälfte der waffenerschlagenen Männer kürt (erwählt), da die andere Hälfte die Göttin Freya erhält, die in Folkwangr wohnt. Odins Haus ist mit Schilden gedeckt und seine Decke aus Lanzen getäfelt. Harnische liegen auf den Bänken; vor der Thür hängt ein Wolf und über derselben schwebt ein Adler. Die Wohnung Thors heißt Thrudheim, die, da jener der Gott des Donners ist, am Himmelsgewölbe gedacht werden muß. In Breidablick, dem weiterhin glänzenden, wohnt der freundliche Baldr. Ein grüner Hain, in dem die Götter nach Mahl und Kampf sich ergehen, umgibt die Wohnungen der Asen.